ADS vs ADHS – Was sind die Unterschiede?

Worin besteht der Unterschied zwischen
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
und ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom)?

Wenn man bedenkt, dass sich der eine Begriff auf die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bezieht und der andere nur auf die Aufmerksamkeitsdefizitstörung, handelt es sich dann überhaupt um dieselbe Erkrankung?

In diesem Artikel erfährst du mehr über die Ursprünge dieser beiden Begriffe und warum ADHS mehr ist, als man auf den ersten Blick sieht.

image

Gibt es einen Unterschied zwischen den Begriffen ADHS und ADS?

In der Vergangenheit war die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) den Menschen nicht bekannt. Es gab nicht nur unklare Beschreibungen dieser neurologischen Entwicklungsstörung, sondern Fachleute aus der Psychiatrie verwendeten auch verschiedene medizinische Begriffe, um das unaufmerksame und hyperaktive, impulsive ADHS zu beschreiben, das bei Kindern häufig vorkommt.

Was also ist der unterschied zwischen ADS und ADHS, wenn die Begriffe noch gar nicht so alt sind.

In Wirklichkeit sind ADS und ADHS ein und dasselbe. ADS ist ein alter Begriff für unauffälliges ADHS, das heutzutage nichts mehr mit hyperaktiv-impulsivem ADHS zu tun hat.

In beiden Fällen geht es um Menschen, die Schwierigkeiten haben, aufmerksam zu sein, Dinge zu erledigen und ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. In der Vergangenheit wurde dieser neurologisch unterschiedliche Zustand häufig bei Kindern beobachtet und als Aufmerksamkeitsdefizitstörung bezeichnet. Doch im Laufe der Zeit und mit zunehmender Forschung wurde der Begriff ADHS für jeden verwendet, der eines der Symptome von ADHS oder einer ähnlichen Erkrankung aufweist.

Die Anzeichen von ADHS sind bei jeder Person anders. Früher, wusste man das noch nicht. Also bezeichnete man die Anzeichen für Unaufmerksamkeit als ADS, ohne dabei andere Merkmale zu berücksichtigen. Dann erkannte die American Psychiatric Association, dass es am besten ist, alle Symptome von ADHS in einer Gruppe zusammenzufassen. So wurde „Hyperaktivität“ zu einem Teil von ADHS.

Die Geschichte hinter ADHS und ADS:

Die Geschichte von ADHS im Jahr 1902, als ein britischer Kinderarzt die Symptome beobachtete.

Sir George Frederic Still stellte fest, dass manche Kinder Schwierigkeiten hatten, ihre Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Er erklärte, dass diese Kinder Probleme mit ihrer “ Moralkontrolle “ haben, was dann zu Symptomen wie einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne und leichter Zerstreutheit durch äußere Reize führt. Obwohl er damals beschrieb, dass Kinder mit unaufmerksamen ADHS-Kindern hervorragende Leistungen in Studium und Wissenschaft erbringen, konnte er aufgrund fehlender Beweise keine richtige Diagnose stellen.

Das Klischee von ADHS geht wahrscheinlich auf eine Studie zweier deutscher Ärzte zurück. In ihrer Untersuchung beobachteten Franz Kramer und Hans Pollnow 3-6 jährige Kinder. Dabei stellten sie fest, dass einige Kinder Schwierigkeiten hatten, still zu sitzen und still zu stehen. Sie hatten auch Probleme, sich mit ihren Mitschülern zu vertragen und störten den Unterricht oft durch äußere Reize. Nachdem sie alle Beobachtungen medizinisch ausgewertet hatten, verwendeten sie den Begriff „Hyperkinetische Krankheit“, der sich auf die hyperaktiv-impulsive Form von ADHS bezieht.

ADHS in der Diagnostik

Im Jahr 1952 wurde eine Sammlung von Leitlinien für psychische Störungen veröffentlicht. Diese wurde später als Diagnostisches und Statistisches Handbuch (DSM) bekannt. Das Handbuch dient als Grundlage für jede psychische Störung und ihre Symptome. Daher beziehen sich Psychologen auf das DSM, um Probleme wie Angststörungen, bipolare Störungen und Zwangsstörungen zu diagnostizieren. In diesem Handbuch sind die Symptome für fast alle psychischen Erkrankungen und deren Behandlung aufgeführt. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wurde damals jedoch nicht aufgenommen, da es an geeigneten Beweisen und Forschungsgrundlagen mangelte.

In der zweiten Auflage des Diagnostic and Statistical Manual von 1968 nahm die American Psychiatric Association die Hyperkinetische Störung in die Liste der Erkrankungen auf. Allerdings bezog sich diese Störung nur auf Kinder, ADHS bei Erwachsenen wurde noch nicht einmal in Erwägung gezogen.

In der dritten Ausgabe des Statistical Manual of Mental Health Conditions wurde der Begriff Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) verwendet. In der Version des DSM-Handbuchs wird die vorwiegend unaufmerksame Ausprägung von ADHS beschrieben und die Hyperaktivität nicht als Teil der Hauptsymptome betrachtet. Experten für psychische Gesundheit haben nur zwei Subtypen von ADS berücksichtigt: ADS mit Hyperaktivität und ADS ohne Hyperaktivität.

1987 beschloss die American Psychiatric Association (APA), auch Menschen einzubeziehen, die Probleme haben, sich auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren, und deren Gedanken kreisen, während sie überall herumtoben. Damals hat die APA den hyperaktiv-impulsiven Typus in Betracht gezogen. Sie schlossen den hyperaktiven Typ in die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ein und machten ihn damit zum heutigen veralteten Begriff, der sich auf ADHS bezieht.

In der neuesten Version des DSM heißt es, dass es sich bei diesen drei ADHS-Kategorien um „Ausprägungen “ handelt, die von jedem Menschen anders erlebt werden können. Diese Arten von ADHS-Symptomen können sich im Laufe der Zeit verändern. Zu einem bestimmten Zeitpunkt können Sie Symptome der Unachtsamkeit zeigen, während Sie beim anderen Mal vielleicht die kombinierte Form aufweisen.

  • Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurologische oder psychologische Störung.
  • Technisch gesehen ist die Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) keine medizinische Diagnose mehr, aber „ADS“ wird häufig verwendet, um sich auf ADHS vom vorwiegend unaufmerksamen Typ und die damit verbundenen Symptome zu beziehen.
  • Seit 1994 verwenden Ärzte den Begriff ADHS, um sowohl den hyperaktiven als auch den unaufmerksamen Subtyp der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung zu beschreiben.
  • Viele Eltern, Lehrer und Betroffene verwenden jedoch weiterhin den Begriff „ADS“.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Es gibt keinen einzigen Test für ADHS vom vorwiegend unaufmerksamen Typ. Da Kinder mit ADS in der Schule meist nicht stören, werden sie oft fälschlicherweise als „schüchtern“ oder „in ihrer eigenen Welt“ angesehen.

Um eine Diagnose zu stellen, wird Ihr Arzt untersuchen, ob in den letzten sechs Monaten ADHS-Symptome aufgetreten sind. Er wird auch eine körperliche Untersuchung durchführen und Ihre Krankengeschichte überprüfen, um andere medizinische oder psychiatrische Erkrankungen auszuschließen, die die Symptome verursachen könnten.

Sobald sich der Arzt ein umfassendes Bild von den vorliegenden Symptomen gemacht hat, kann er feststellen, welche Art von ADHS (wenn überhaupt) die richtige Diagnose ist.

Es gibt keinen einheitlichen Fragebogen, Bluttest oder andere einheitliche Herangehensweise. Allerdings haben sich verschiedene Fachverbände zusammengetan und Richtlinien veröffentlicht, darunter:

  • ADHS Deutschland e.V, Gesellschaft für Neuropädiatrie e.V. (GNP)
  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
  • Deutsche Gesellschaft für Biologische Psychiatrie e. V. (DGBP)
  • Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. (DGSPJ)
  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)
  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. (DGKJP)

„Ziel der Leitlinie ist es, empirisch fundierte Handlungsempfehlungen für eine nach Alter, Schweregrad und assoziierten Störungen differenzierte valide Diagnostik und Differentialdiagnostik zu geben und entsprechende Algorithmen zur Therapie der ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu entwickeln, die neben der Schwere der Symptomatik auch Art und Ausmaß funktioneller Beeinträchtigungen, komorbide Störungen, Teilhabe, gesundheitsbezogene Lebensqualität und psychosoziale Rahmenbedingungen, einschließlich der Präferenzen der Patienten und ihrer Familien bezüglich der therapeutischen Optionen, berücksichtigt; Schlüsselempfehlungen zwischen allen an der Versorgung beteiligten Gruppen unter Einbeziehung von Patienten- und Angehörigenvertretern abzustimmen, darzulegen und zu implementieren. Dadurch soll die Diagnostik und Behandlung der ADHS im deutschen Gesundheitssystem verbessert werden, das Ausmaß von Fehldiagnosen reduziert, das Risiko sekundärer Komplikationen bezogen auf die Entwicklung assoziierter Störungen und funktioneller Beeinträchtigungen im schulischen, beruflichen und psychosozialen Bereich verringert und die Lebensqualität sowie die Teilhabe der Betroffenen verbessert werden. Parameter zur Quantifizierung des Nutzens der Implementierung der Leitlinie sind u.a. Reduktionen der Zahl von Fehldiagnosen sowie Veränderungen der Odds-Ratios für vorzeitige Schulabbrüche, den höchsten erreichten Ausbildungsabschluss oder sozioökonomischen Status, Delinquenz, Verkehrsunfälle, Substanzmissbrauch, Suizidversuche und Suizide, der vorzeitigen Mortalität und Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.“

ADHS-Leitliniendiagnostik S3

Die Richtlinie „S3-Leitlinie ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“ kann hier heruntergeladen und eingesehen werden.

Ausschlussdiagnostik

Ein wichtiger Aspekt die Diagnose ist es andere Krankheitsbilder auszuschließen.
Darunter fallen Beispielsweise:

  • Verhaltensauffälligkeiten und Störungen in Folge von z.B. emotionaler, sexueller oder körperlicher Missbrauch
  • Posttraumatische Belastungsstörung/PTBS
  • Gestörtes Lern- und Leistungsverhalten aufgrund Über- oder Unterforderung bei Minder- oder Hochbegabung
  • Seh-/Hörstörungen
  • Substanzmittelmissbrauch
  • Geistige Behinderung
  • Organische Hirnschäden
  • Depression
  • Angststörungen
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Nebenwirkungen einer medikamentösen Dauertherapie
  • Tic-Störungen, Tourette-Syndrom
  • Zwangsstörung
  • Schlafstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Isolierte Störungen des Sozialverhaltens
  • Psychosen
  • Pränatale Schädigung durch Alkohol
  • Autismus
  • Fragiles X-Syndrom
  • Neurofibromatose Typ 1
  • Schilddrüsenfehlfunktion

ADHS Fehldiagnosen

Da Fehldiagnosen unter ADHS sehr weit verbreitet sind, ist eine zweit Meinung empfehlenswert. Eine veröffentlichte Stellungnahme der Bundesärztekammer weist darauf hin, dass erhebliche Wissenslücken hinsichtlich einer Diagnostik bestehen.

Haftungsausschluss: Du solltest immer mit deinem Arzt oder Apotheker sprechen, bevor du etwas Neues ausprobierst, das deine Gesundheit beeinträchtigen könnte. ( Substanzen, Medikamente ). Dieser Leitfaden dient lediglich als Referenz und soll KEINE professionelle medizinische Beratung ersetzen


Entdecke weitere Themen zu ADHS

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, dann schau doch auch einmal in unseren anderen Blog-Beiträgen vorbei. Wir haben noch viele interessante Themen für dich!